Die Loop-Tenodese wurde mit dem Ziel entwickelt, eine mit der klassischen Implantattenodese vergleichbar stabile Verankerung der LBS auch ohne ein Implantat zu ermöglichen. Hierfür wurde das Prinzip der Autotenodese genutzt und optimiert, indem der proximale Durchmesser des Bizepssehnenstumpfes durch die Anlage einer Sehnendoppelung (Loop) vergrößert wird. Die Technik wurde bereits 2019 veröffentlicht [12]:
Für die Anlage einer Loop-Tenodese wird der Patient in der präferierten Arthroskopielagerung („Beach-chair-“ oder Seitenlage mit Lateralzug) gelagert. Es werden zunächst ein posteriores Kamera- sowie ein anteroinferiores Arbeitsportal angelegt. Nach der diagnostischen Arthroskopie mit dynamischer palpatorischer Untersuchung der LBS wird ein weiteres, anterolaterales Portal direkt über dem Eintritt der Bizepssehne in den Sulcus bicipitalis angelegt. Hierbei ist darauf zu achten, dieses Portal über eine Länge von ca. 2 cm anzulegen.
Sodann wird der Knochen im Bereich des Eintritts in den Sulcus mit einer arthroskopischen Fräse angefrischt, bis eine leicht blutende Läsion vorliegt. Hiermit soll später ein Einwachsen des Sehnen-Loops gefördert werden. Anschließend wird die Bizepssehne mit einer geraden Klemme durch das anterolaterale Portal gegriffen (Abb. 1a) und ursprungsnah am SLAP-Komplex tenotomiert („superior labrum anterior and posterior“, Abb. 1b). Nun kann die LBS mit der eingebrachten Klemme über das anterolaterale Portal nach extrakorporal herausgezogen werden (Abb. 1c). Dies wird durch eine Anteversion und Abduktion der Schulter sowie Flexion des Ellenbogengelenks erleichtert. Ungefähr 0,5 cm der pathologisch veränderten Sehnenanteile des Sehnenstumpfes werden anschließend mit einem Skalpell reseziert. Der namensgebende Loop wird jetzt extrakorporal durch Umschlagen der proximalen 1,5 cm des Sehnenstumpfes angelegt und die Doppelung der Sehne anschließend durch eine Matratzennaht mit resorbierbarem Nahtmaterial (z. B. No. 1 Vicryl®; Ethicon, Somerville, NJ, USA) gesichert (Abb. 1d, e). Zuletzt wird die Klemme von der Bicepssehne mit dem fertiggestellten Loop gelöst und der Loop zurück in das Schultergelenk gedrückt. Durch mehrfache passive Bewegung des Ellenbogengelenks wird der Loop in seine gewünschte Position am Sulcuseingang gezogen, wo er sich stabil verblockt (Abb. 1f).
Abb. 1Schrittweise Anlage der Loop-Tenodese: a Greifen der langen Bizepssehne (LHB) mit einer Klemme durch das anterolaterale Portal, b ursprungsnahe Tenotomie, c Herausziehen des Sehnenstumpfes nach extrakorporal, d Anlage des Loops durch Umschlagen der Sehne und Matratzennaht, e fertiger LHB-Loop, f Verlagerung des Loops an den Eintritt in den Sulcus bicipitalis. (Abbildung mit freundl. Genehmigung von Elsevier aus [12]. Ein detailliertes Video mit schrittweiser Anleitung zur technischen Durchführung der Loop-Tenodese wurde als Anhang an die Erstbeschreibung [12] veröffentlicht)
Alternativ zur arthroskopisch-gestützten Mini-open-Technik mit extrakorporaler Anlage des Loops wurde auch eine vollständig arthroskopisch durchführbare Technik veröffentlicht [9]. Diese kann über das anteroinferiore Arbeitsportal durchgeführt werden und verzichtet somit auf die Anlage eines zusätzlichen anterolateralen Portals. Nach der diagnostischen Arthroskopie wird der Loop mithilfe einer speziellen Stichtechnik im Gelenk gebildet (Abb. 2). Es wird empfohlen, für die All-inside-Loop-Tenodese eine Fadeneinzugshilfe (z. B. Scorpion®; Arthrex, Naples, FL, USA) zu verwenden. Hiermit wird ein nicht-resorbierbarer Faden (FibreWire®; Arthrex, Naples, FL, USA) zunächst über das anteroinferiore Portal durch die Bizepssehne ca. 2,5 cm distal des Ursprungs am SLAP-Komplex („superior labrum anterior and posterior“) in krandiokaudaler Richtung gestochen und anschließend etwas proximaler in nun kaudokrainaler Richtung zurück durch die Sehne geführt. Nun wird der Faden wieder proximal in kraniokaudaler Richtung und ca. 2 cm distal kaudokranial durch die Bizepssehne gestochen, wodurch eine Matratzennaht vorgelegt wird (Abb. 2).
Abb. 2Schrittweise All-inside-Stichtechnik zur intraartikulären Anlage einer Loop-Tenodese. Hier wird die Tenotomie erst nach Vorlage der Matratzennaht durchgeführt und der Loop durch Anspannen der Naht gebildet. (Mit freundl. Genehmigung von Elsevier aus [9])
Nach vollständiger Vorlage der Matratzennaht wird die ursprungsnahe Tenotomie durchgeführt und die Naht anschließend mit einem arthroskopischen Knotenschieber festgezogen, sodass sich der Loop intraartikulär ausbildet. Nach Kürzen der Fadenenden kann der Loop in seine Endposition am Sulcuseingang vorgeschoben werden. Nach Fertigstellung der Loop-Tenodese können weitere Begleitpathologien therapiert werden.
Die Nachbehandlung richtet sich größtenteils nach den begleitend durchgeführten Prozeduren. Eine Orthese der Schulter wird für 4 Wochen angeboten, wobei bei fehlenden Kontraindikationen infolge von Begleitpathologien bereits ab dem 2. postoperativen Tag mit einer Beübung der Schulter und des Ellenbogens im freien Bewegungsausmaß zunächst passiv und später aktiv assistiert begonnen werden kann. Es ist einzig darauf zu achten, eine Flexion oder Supination im Ellenbogengelenk gegen Widerstand für 6 Wochen zu vermeiden. Die Rückkehr in sport-spezifisches Training oder körperlich belastende Arbeit wird nach 3 Monaten begonnen.
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