Stuttgart, März 2022 – Am 1. und 2. April 2022 lädt Thieme zum Forum Hebammenarbeit ein. Expertinnen und Experten aus Forschung, Lehre und Praxis vermitteln Hebammen im Congress Center Leipzig Fachwissen für ihren Berufsalltag. Das Themenspektrum ist breit gefächert: Die praktische Anleitung von Studierenden durch erfahrene Hebammen steht ebenso auf dem Programm wie rechtliche Fragen im Fall einer mutmaßlichen Fehlbehandlung. Des Weiteren erfahren die Teilnehmenden mehr über die Studie „Be-Up: Geburt aktiv“. Diese untersuchte, ob eine alternative Einrichtung des Gebärraums sich positiv auf die Geburt auswirkt, das heißt mit weniger Komplikationen, Geburtsverletzungen und Kaiserschnitten verbunden ist. Es ist die bisher größte randomisiert kontrollierte Untersuchung zu diesem Themenkomplex.
In Deutschland sind die meisten Kreißsäle auf Geburten in Rückenlage ausgelegt. Dies berücksichtigt nicht, dass aufrechte Gebärpositionen und Bewegung eine natürliche Geburt fördern. Die „Be-Up-Studie“ hat von 2018 bis 2021 untersucht, wie sich die Ausstattung der Räumlichkeiten auf den Geburtsverlauf auswirkt. In 17 Kliniken wurden über 3800 Studienteilnehmerinnen zufällig einem üblichen Kreißsaal oder einem Geburtszimmer ohne Gebärbett zugeteilt. Statt des Betts standen den Frauen dort eine Bodenmatte, eine Matratze oder ein Sitzsack zur Verfügung. Das gab ihnen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, welche Körperhaltung sie während der Geburt einnehmen wollten. Die Einrichtung war insgesamt wohnlicher, die Atmosphäre privater.
In ihrem Vortrag erklärt Projektleiterin Dr. rer.-medic. Gertrud Ayerle, welche Erfahrungen die Forschenden während der Datenerhebung gemacht haben und warum die Ergebnisse für Hebammen bedeutsam sind. Die „Be-Up-Studie“ soll belegen, dass die veränderte Geburtsumgebung dazu führt, dass die Frauen selbstbestimmter und entspannter gebären, Schmerzen besser bewältigen können und dass dies insgesamt zu einer höheren Rate vaginaler Geburten und damit zu weniger Kaiserschnitten führt.
Praxisanleitung: Wissen und Erfahrung strukturiert vermittelnSeit dem 1. Januar 2020 gilt: Wer in den Hebammenberuf einsteigen möchte, muss ein Bachelorstudium absolvieren. Theoretisches Wissen erwerben die Studierenden an Universitäten und Fachhochschulen. Bei ihren Praxiseinsätzen im klinischen und außerklinischen Bereich werden sie durch erfahrene und dafür qualifizierte Hebammen begleitet. Medizinpädagogin Lena Agel erklärt in ihrem Vortrag, wie diese sogenannten Praxisanleiter*innen die Lernenden bestmöglich unterstützen können. Neben methodischen, fachlichen und pädagogischen Kompetenzen ist vor allem ein systematisches Vorgehen wichtig, so die Expertin. Dazu gehöre es zum Beispiel, konkrete Praxisprojekte zu entwickeln und strukturierte Ausbildungspläne zu erstellen.
Im Schadensfall hilft eine lückenlose DokumentationIm Kreißsaal müssen Entscheidungen oft innerhalb weniger Minuten getroffen werden. Ob sie richtig waren oder nicht, zeigt sich zumeist erst nach der Geburt. Falls vermutet wird, dass die Behandlung fehlerhaft gewesen sein könnte, wird im Nachhinein jede Maßnahme hinterfragt, begutachtet und beurteilt. Rechtsanwalt Dr. Sebastian Almer und die Hebammen-Sachverständige Patricia Gruber stellen anhand von Urteilen den Ablauf juristischer Auseinandersetzungen vor. Dabei zeigt sich immer wieder, dass eine nachvollziehbare und zeitnah durchgeführte Dokumentation der beste Schutz vor möglichen Fehlinterpretationen und Beschuldigungen ist.
Des Weiteren berichten Expertinnen und Experten über die Versorgung werdender Mütter mit Schwangerschaftsdiabetes sowie deren Betreuung in der Stillzeit. Aber auch das kurze Zungenband bei Neugeborenen und damit einhergehende Stillprobleme sind Thema. Das komplette Programm mit allen Vorträgen ist online abrufbar. Darüber hinaus informieren rund 70 Aussteller über Produkte zur Abrechnung, Schwangerschaft, Babypflege, Bewegung und Ernährung.
„Wir freuen uns sehr, dass wir das Forum Hebammenarbeit als Präsenzveranstaltung durchführen können. Unverändert ist es uns aber besonders wichtig, dies verantwortungsvoll und sicher im Sinne aller Teilnehmenden zu tun. Damit alle die persönliche Begegnung unbeschwert genießen können, gilt für die Veranstaltung die 3G-Regel“, erklären Anja Rieger, Senior Director Therapy Professions, und Jelena Rukavina, Head of Professional Congress Organization bei Thieme. Außerdem ist das Tragen einer FFP2-Maske im Congress Center Leipzig Pflicht. Das zum Zeitpunkt der Veranstaltung gültige Hygienekonzept der Leipziger Messe finden ist hier abrufbar.
Terminhinweise:
Forum Hebammenarbeit 2022 in Leipzig
Datum: 1. bis 2. April 2022
Ort: Congress Center Leipzig
Anschrift: Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
Forum Hebammenarbeit 2022 in Mainz
Datum: 18. bis 19. November 2022
Ort: Rheingoldhalle Mainz
Anschrift: Rheinstr. 66, 55116 Mainz
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