Schlaganfall und Demenz in der Hausarztpraxis vorbeugen

fzm, Stuttgart, Dezember 2021 – Vorbeugende Maßnahmen können das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden oder an einer Demenz zu erkranken, deutlich reduzieren. Präventionsprogramme in der Hausarztpraxis leisten hierbei einen wichtigen Beitrag: Sie können sowohl die Sterblichkeit als auch Pflegebedürftigkeit unter den teilnehmenden Risikopatientinnen und -patienten senken. Zu diesem Ergebnis kommen Hausärzt*innen aus dem Landkreis Ebersberg und Wissenschaftler*innen der Technischen Universität München (TUM) in der „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart). Hier evaluieren sie das 2001 von niedergelassenen Ärzt*innen initiierte Präventionsprogramm INVADE. Für ihre 2020 publizierte Originalarbeit hat die Forschungsgruppe Ende November den Hufeland-Preis erhalten.

Schlaganfall und Demenz haben zahlreiche modifizierbare Risikofaktoren gemeinsam. Dazu zählen beispielsweise krankhafte Veränderungen der Gefäße. Diese können infolge von Bluthochdruck oder Übergewicht, einer ungesunden Ernährung, eines Zigaretten- und Alkoholmissbrauchs sowie eines Diabetes mellitus auftreten. In dem hausärztlichen Präventionsprojekt INVADE (INterventionsprojekt VAskuläre Hirnerkrankungen und DEmenz im Landkreis Ebersberg), das von der AOK unterstützt wurde, werden diese und weitere Risikofaktoren seit 2001 systematisch erfasst und evidenzbasiert behandelt. Es richtet sich an alle über 50-jährigen Versicherten mit Wohnsitz im oberbayerischen Ebersberg. Neben den Ärzt*innen kümmern sich Apotheker*innen und ausgebildete Präventionsassistent*innen um die Teilnehmenden. Sie informieren die Patient*innen über ihre Erkrankung und begleiten sie bei der Umsetzung notwendiger Lebensstiländerungen. Inzwischen nehmen etwa 4000 Versicherte in 51 Allgemeinpraxen das Angebot war.

Wissenschaftler*innen der TUM begleiten das Projekt seit seinem Start 2001

Eine Forschgruppe der Technische Universität München (TUM) an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie um Dr. phil. Dipl.-Psych. Horst Bickel und Professor Dr. med. Hans Förstl plante und begleitete das Projekt. Als Vergleichsgruppe dienen gleichaltrige AOK-Versicherte mit üblicher hausärztlicher Versorgung in einem anderen Landkreis. Die Ergebnisse, die die Wissenschaftler*innen in der „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ veröffentlicht haben, evaluieren Patientendaten von 2013 bis 2016.

Weniger Sterbe- und Pflegefälle durch INVADE

„Die Vergleiche zeigten durchgängig Unterschiede zugunsten des Projektlandkreises. Die Mortalität in Ebersberg war signifikant um 9,9 Prozent verringert, die Inzidenz der Pflegebedürftigkeit um 12,3 Prozent. Das entspricht einer Verminderung um 160 Sterbefälle und 130 Pflegefälle in der Untersuchungspopulation“, fassen die Wissenschaftler*innen zusammen. Zudem ging das Risiko für Krankenhauseinweisungen aufgrund von Gefäßerkrankungen des Gehirns um etwa 13 Prozent zurück. Damit zeige sich, dass das Projekt einen beträchtlichen Beitrag zur Gefäßgesundheit leiste. Die gleichbleibende hohe Beteiligung seitens der Hausärzt*innen und Patient*innen seit dem Start des Projekts spreche zudem für seine Praktikabilität, so die Expert*innen.

Hufeland-Preis 2020

Für ihren Beitrag „Prävention von Schlaganfall und Demenz in der Hausarztpraxis: Evaluation des Projektes INVADE“ haben die Autor*innen am 29. November 2021 den Hufeland-Preis erhalten. Die mit 20 000 dotierte Auszeichnung wird seit 1960 jährlich an Medizinerinnen und Mediziner für richtungsweisende Leistungen und herausragende Forschungsergebnisse in der Präventivmedizin verliehen. Stifterin des Preises ist die Deutsche Ärzteversicherung. Förderer sind die Bundesärztekammer, die Bundeszahnärztekammer und die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheit e.V.

H. Bickel, M. Block, O. Gotzler, J. Hartmann, K. Pürner, D. Sander, H. Förstl:
Prävention von Schlaganfall und Demenz in der Hausarztpraxis:
Evaluation des Projektes INVADE
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2020; online erschienen am 16.4.2020

Der Artikel ist Open Access erschienen und hier abrufbar: Thieme E-Journals - DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift / Abstract (thieme-connect.com)

Catrin Hölbling

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